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Lasst Bewerber f/m/d nicht vor eurer Tür versauern!

„Da brütest du stundenlang über deinen Bewerbungsunterlagen, Freunde lesen Korrektur und selbstverständlich gehst du vor dem Fototermin zum Friseur. Nachts polierst du deine digitalen Profile im Netz auf. Das Organigramm und die letzten Pressemitteilungen meines neuen Arbeitgebers in spé könnte ich im Halbschaf runterbeten. Die ausgeschriebene Stelle passt wie die Faust aufs Auge zu mir. Die Einladung zum Vorstellungsgespräch ist mir wohl sicher. Dachte ich. Seit 6 Wochen warte ich auf eine Antwort!“

 

Nadine, 39, Juristin ist genervt. Zu recht!

 

Liebe Personaler oder die, die zuständig sind!

 

Euer Umgang mit Bewerbern ist so geringschätzend! (Schon klar, dass ich nicht alle meinen kann!) Ihr ruft sie auf, sich zu bewerben, lockt mit einer Vakanz. Also legen Menschen sich ins Zeug, geben Vieles von sich preis. Und wollen aufrichtig euer Interesse wecken, euch so richtig neugierig machen. Was passiert? Sie werden oft achtlos durchgewunken…!

 

Es ist nicht ihr Problem, dass sie sich in Gesellschaft von womöglich 112 Anderen tummeln. Auch nicht, dass die dritte interne Umstrukturierung gerade eure Ressourcen frisst. Oder der BWL-Praktikant, der eigentlich für die Abwicklung des Bewerber-Managements zuständig ist, in den Sack gehauen hat. Ihr „balzt“ mit Profis, ihr werbt um sie. Um sie „vor eurer Türe versauern“ zu lassen?

 

Nadine hat sich natürlich rund 2 Wochen nach ihrer Bewerbung über den Stand der Dinge erkundigt. Etwas gedulden solle sie sich noch, man sichte alle Bewerbungen. Seit 4 Wochen demnach.

 

Gründe für das lange Warten sind keine Rechtfertigungen!

 

Ich weiß wie das läuft (in manchen Unternehmen, leider nicht so wenige). HR‘ler sind mit dem Tagesgeschäft und dem Kennenlernen der heißen KandidatInnen ausgelastet. Da müssen die, die es leider (noch) nicht in die zweite Runde geschafft haben, warten. Oder urplötzlich taucht ein Bewerber aus den eigenen Reihen auf (war vielleicht von Beginn an der Favorit, aber die Stelle musste ja ausgeschrieben werden). Oder völlig überraschend wird der Prozess auf Eis gelegt, weil die Budgets neu verhandelt werden. Vielleicht dies: In der Kette von acht EntscheiderInnen ist der/die 5. seit 2 Wochen krank. Nix geht mehr.

 

Es gibt immer Gründe.

 

Aber keiner rechtfertigt, dass potentielle Mitarbeitende wochenlang auf eine Antwort warten müssen. Manche hören nie etwas. Es ist absurd! Schließlich sind sie einer Aufforderung von euch gefolgt! In Zeiten von automatisierten, digitalen Prozessen ist es kein Hexenwerk, eine E-Mail-Kampagne vorzubereiten mit einem freundlichen und wertschätzenden Antwortschreiben im ersten Schritt. Phase 1. Aber halt. Ich muss euch nicht euren Job erklären. Das könnt ihr schließlich viel besser!

Es ist ganz einfach:

 

Ihr könnt das besser. Findet Wege!

 

Stellt euch vor, ihr seid irgendwann in der Situation des Bewerbens. Wie möchtet ihr behandelt werden? Wie stellt ihr euch den Bewerbungsprozess vor? Wann würdet ihr auch dann noch hellauf von dem Unternehmen begeistert sein, das euch gerade eine Absage geschickt hat? Ok, und nun kreiert einen Workflow, der dem gerecht wird. Und macht euren CEOs die Hölle heiß, dass das dafür Ressourcen bereit stehen. Ihr seid doch mal auch dafür angetreten!

 

Ich will hier gar nicht das Damoklesschwert „Fachkräftemangel“ wetzen. Ich finde einfach, dass ihr HR‘ler euch daran erinnern solltet:

 

Jede Stellenanzeige, jedes Lächeln, jeder Handschlag, jedes nicht beantwortete Bewerbungsschreiben, jede Aufrichtigkeit und jedes vorgespielte Interesse, jede Absage und jeder Zwischenbescheid z. B. zeigen den Pulsschlag eure Unternehmens. Eure Handschrift!

 

Wenn Ihr müde werdet, das Beste daraus zu machen, wacht auf. Oder macht eine andere Arbeit. Wie wollt ihr die Besten fürs Unternehmen überzeugen und gewinnen, wenn nicht auf Augenhöhe und mit genauso viel Biss wie die Bewerber für euch haben?

 

Nadine jedenfalls bekam zwar gut 2 Wochen später endlich eine Antwort, aber da hatte sie schon bei einem anderen Unternehmen die zweite Runde abgeschlossen. 

 

Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn der Bewerbungsprozess konstruktiver gelaufen wäre… .

 

Erzähl' mal - wie läuft das bei euch? Und an welchen Stellschrauben könntest du drehen, damit ein ordentlicher Bewerbungsprozess nach deinen Werten verläuft? Mit wem müsstest du sprechen, wen womit überzeugen? Oder hast du Tipps für KollegInnen da draußen, wie es bei euch mit einfachen Mitteln funktioniert?

 

 

Happy day, Cornelia

 

Bildquellen: eutah-mizushima-2TlAsvhqiL0 und magnet-me-eC0idQ0eek4, beide unsplash